„Komme ja schon! Einmal scharfes Geschnetzeltes und eine Portion Mora-Medaillons. Außerdem wie bestellt, einmal frittierte Rettichbällchen.“
In Liyue gibt es den Chihu-Felsen und an seinem Fuße steht das Restaurant Wanmin.
Man muss konzentriert bleiben, wenn man auf dem Weg dorthin an den geschäftigen Straßen von Liyue weiter vorankommen möchte.
Ahnungslose Neulinge werden hier oft von duftenden Aromen weggelockt oder von den Geräuschen von den Ständen zum Einkaufen verführt.
Xiangling, die sowohl Köchin als auch Kellnerin ist, zaubert im Restaurant dampfende, köstliche Gerichte an die Tische.
„Setz dich einfach irgendwohin, wo frei ist. Wenn du was haben willst, das nicht auf der Karte ist, sag einfach Bescheid!“
Die Mitarbeiter im Restaurant Wanmin können einen Stammgast am ersten Satz aus ihrem Mund erkennen.
Ein Kunde, der bestellt, ohne eine Speisekarte zu lesen, war mindestens ein paar Male zuvor zu Gast. Wenn man dann auch noch fragt, „Ist Xiangling heute der Koch?“, dann ist man definitiv ein Stammgast.

Xiangling hat in ihrem Leben bereits unzählige Woks zerstört. Entweder wurden die Böden von der Hitze eines Pyro-Schleims verkohlt oder von dem Blitzfrost einer Nebelblume zerbrochen. Einige waren nach kleinen Explosionen, die aus unerfindlichen Gründen passierten, überhaupt nicht wiederzuerkennen. Nach einigen intensiven Überlegungen von Xianglings Vater beschloss er schließlich, seine Tochter trotz der Zerstörung, die sie angerichtet hatte, nicht aus der Küche zu verbannen.
„So rücksichtslos, einfallsreich und hemmungslos sie auch in der Küche sein mochte, so führen diese Eigenschaften doch zu den Gerichten, die sie kocht.“
„Vielleicht ist es ja nicht so schlimm ...“, so versuchte Xianglings Vater, sich selbst zu beruhigen.
Letztendlich plante er so, dass die monatlichen Ausgaben des Restaurants Wanmin immer ein Budget für neue Woks beinhalteten.

„Das Kochen birgt viele Geheimnisse, von denen das wohl wichtigste die Leidenschaft ist.“
Als Xiangling sich entschied, Köchin zu werden, gab ihr Vater ihr sein eigenes handgeschriebenes Kochbuch, sein ganzes Lebenswerk. Diese Zeile stand auch auf der Titelseite geschrieben.
Wenn sie jemand anderes gewesen wäre, hätte sie das wahrscheinlich als ein kitschiges Zitat zur Motivation angesehen. Xiangling jedoch sah es als einen unschätzbaren Schatz. Für sie sicherte ihr Vater seinen Stand im ewigen Krieg zwischen den Gerichten der Li-Küche und denen der Yue-Küche, indem er dieses Prinzip aufrechterhielt.
Der Konflikt zwischen den beiden Stilen brodelte zu jener Zeit heftig und viele Restaurants spürten den Druck, der daraus entstand. Das Restaurant Wanmin war keine Ausnahme.
„Gutes Essen ist gutes Essen, Punkt!“
Das Monopol auf luxuriöse Zutaten wie Matsutake und Krebs machte Xiangling wütend und ihre Reaktion darauf war, die Küche zu übernehmen.
Es war Zeit, für sie auf dem Fundament aufzubauen, das ihr Vater ihr vorbereitet hatte, und auch einige Änderungen vorzunehmen.
„Ich werde aus jeder Zutat die leckersten Gerichte weit und breit machen!“

Xianglings Aufgewecktheit ist für die Hilichurle vom Jueyun-Karst ein Albtraum. Eines Tages wachten sie auf, nur um festzustellen, dass ihre Holzknüppel allesamt verschwunden waren.
Natürlich war es um das Schicksal der Pflanzenwelt im Dihua-Moor nicht besser bestellt.
Nach all der Arbeit, die sie geleistet hatte, kreierte sie schließlich einige neue Rezepte, wie zum Beispiel gegrillte Hilichurl-Knüppel, Pferdeschwanzreis mit Fleischfüllung und viele mehr.
Sie würde nie etwas Neues kreieren, wenn sie sich nur an die Rezepte ihrer Vorgänger hielt.
Man muss die gängige Vorstellung aufgeben, wenn man seinen eigenen Weg beschreiten will.
Als sie ihren Spezialgeflügelsalat fertigstellte, musste ihr Vater den Preis bezahlen und konnte zwei Tage lang nur Reisbrei essen.
„Minze und Qingxin scheinen in Kombination Durchfall zu verursachen ...“
Sie lernte diese wertvolle Erfahrung, um sie in ihr Notizheft zu schreiben.
Komisch war nur, das ihr nie etwas passierte, wenn sie ihr eigenes Essen verspeiste. Xiangling fühlte sich dennoch schuldig.
Vielleicht lag es daran, dass sie jung und gesund war oder irgendwie eine Resistenz gegen bestimmte Toxine aufgebaut hatte. Das wird man wohl nie erfahren.

Immer wenn ein Kunde fragt, was genau dieses merkwürdige Wesen sei, das Xiangling stets folgt, erzählt sie ihnen diese Geschichte:
Eines Tages gab es plötzlich einen Regenguss, als sie auf dem Weg war, Glasglöckchen zu holen. Nach der Hälfte des Weges war sie bereits müde und hungrig. Sie stolperte in eine Höhle und stieß auf einen seltsamen Schrein.
So setzte sie sich neben den Schrein und holte zwei Stücke würziges Maisbrot heraus.
Sie verschlang eines, ließ aber das andere auf dem Schrein liegen und wollte es ein wenig später essen. Am Ende schlief sie jedoch ein.
Als sie wieder zu sich kam, war das andere würzige Maisbrot verschwunden und ein merkwürdiges Wesen saß vor ihr und starrte sie an.
„Hat’s geschmeckt?“
Das Wesen nickte.
„Noch mehr?“ Sie holte etwas Trockenfleisch aus ihrem Rucksack.
Das merkwürdige Wesen nickte.
So bekam Xiangling an jenem Tag einen neuen Freund. Es schien von Xianglings Küche angezogen zu sein, denn das Wesen begann, Xiangling überallhin zu folgen.
Xiangling taufte es auf den Namen „Guoba“, nach ihrem Lieblingssnack aus Kindertagen.

Nachdem Xiangling jedes erdenkliche Gericht in Liyue probiert hatte, verbesserten sich ihre kulinarischen Fähigkeiten dramatisch. Ihre besonders scharfen Spezialitäten wurden sogar von ihrem Vater gelobt, einem Koch mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung.
Ihr einzigartiges und komplexes Geschmacksprofil setzt sich zusammen aus einer großzügigen Portion Chilischoten gemischt mit Früchten und Kräutern für mehr Aroma. Sie kreierte auch jenes Gericht, das zum Markenzeichen des Restaurants Wanmin wurde, „gekochter Schwarzrückenbarsch“, das den Reichtum, die Farbe und die starken Aromen der Li-Küche mit den frischen Aromen und dem Nährstoffgehalt der Yue-Küche kombiniert.
Einige haben versucht ihre Rezepte zu kopieren, aber was sie auch versuchten, sie konnten den Geschmack ihrer Küche nie vollständig reproduzieren.
„Schmore frische Glasglöckchen über Nacht, trockne sie danach und mahle sie dann zu einem feinen Pulver. Streue dieses auf jedes beliebige Gericht, um ihm einen aromatischen Schub zu verpassen.“
Das ist eins von Xianglings geheimen Rezepten, das durch einen sorgfältigen Vorgang des Versuchens und Scheiterns entstanden ist.
In Xianglings Fall bedeutet das konkret, unzählige Durchfälle, unzählige verletzte Knie, nachdem sie auf scharfen, felsigen Klippen gekniet hatte, und unzählige verschwendete Töpfe mit Lebensmitteln, die nicht wie erwartet ausgefallen waren.

Diese Karte vom Land Teyvat ist übersät mit kleinen Notizen und Symbolen in den verschiedensten Farben. Bei näherer Betrachtung kann man die Orte ausmachen, an denen Xiangling bereits gewesen ist, und auch die, die sie in Zukunft noch bereisen möchte.
„Die Krustentiere aus den Untiefen rund um die Guyun-Türme sind in ihrer Frische unübertroffen. Es gibt Gerüchte über Seeungeheuer?“
„Seeungeheuerfleisch schmeckt großartig. Zur Not rufe ich einfach Beidou zur Hilfe, dann erlegen wir die Bestie gemeinsam. Hmm, ob sie mit gedämpftem Ei besser schmeckt?“
„In Mondstadt gibt es einen Drachen? Großartig! Ich brauche nur für drei Tage Proviant, um dorthin zu gelangen.“
„Valbeeren sind süß. Es gibt so viele hier. Ich werde einen großen Korb mitbringen und welche mitnehmen. Mal sehen, ob ich sie einpflanzen kann.“
„Die kurzgebratenen Matsutake in diesem Mondstädter Restaurant sind viel zu überteuert! Sie sollten einfach nur den reinen Matsutake verkaufen. Oh, was ist, wenn ich sie mit etwas Jueyun-Peperoni anbrate? Hört sich sehr gut an. Gleich morgen früh sollte ich mir am besten eine Küche anmieten und es sofort ausprobieren.“
„Hab den Drachen noch nicht gefunden. Bin ich eigentlich am richtigen Ort?“
...

„Egal welche Art von Zutaten man verwendet, wenn man sich nur Mühe gibt, kann man immer etwas super Leckeres daraus machen.“
Xiangling erhielt für ihre Leidenschaft zum Kochen die Anerkennung der Götter, die sie mit einem Göttlichen Auge belohnten. Sie hielt immer an ihren Idealen fest und verteidigte diese mit großer Leidenschaft. Selbst wenn sie einmal Gerichte kochen würde, die einige Leute als „schrecklich“ bezeichnen würden, wäre ihr Wunsch, weiter nach ausgefallenen Zutaten zu suchen, noch größer denn je.
„Würg ... In Qingxin gebratene Eidechse ist wirklich nicht gut. Ich denke, auf Stein gebraten schmecken Eidechsen immer noch am besten.“
„In Schleim gebratener Reis ist auch nicht gerade eine Geschmacksexplosion. Beim nächsten Mal sollten wir Schleimbällchen mit wilden Champignons ausprobieren.“
Obwohl ihre Freunde ihr während der epischen Kämpfe mit ihren Gerichten immer wieder gut zuredeten und ihr rieten umzukehren, dachte Xiangling nur darüber nach, wie man diese „besonderen“ Zutaten in köstliches Essen verwandeln könnte.
In Xianglings unschuldigem und hartnäckigem Herzen gab es, solange sie nicht gerade giftig waren, keine guten oder schlechten Zutaten.
Ihr Göttliches Auge und ihr Bestreben beweist, dass sogar die Götter ein solches Denken gutheißen.