Figurendetails
Shenhe wurde in einer Zweigfamilie eines Klans von Mystikern geboren. Durch eine Reihe von Zufällen ist sie aber zur Schülerin einer Adeptin geworden.
Sie ist zwar die Schülerin von der Fürstin der stehenden Wolken und des stillen Windes, hatte aber dank ihrer hervorragenden Talente sehr schnell die Gunst der anderen Adepten erlangt, die auch mehr als bereit sind, ihr ihre Erkenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln.
Obwohl sie nur ein sterblicher Mensch ist, hat sie sich viele adeptischen Zauber- und Kampfkünste angeeignet.
Shenhe besitzt eine überirdische Aura, die bei allen, die sie nicht wirklich kennen, aber von ihrer ungewöhnlichen Eleganz hingerissen sind, den Eindruck erweckt, dass sie eine echte Adeptin sei.
Sie führt von Kindesbeinen an ein eremitenhaftes Leben in menschenleeren Bergen. Die Adepten und einige unsterbliche Tiere sind die einzigen, die ihr die ganze Zeit Gesellschaft leisten.
Deshalb wurde sie mit der Zeit immer ungeselliger und distanzierter.
Figurenhintergrund 1
Unter den Pilgern von Liyue, die Adepten besuchen wollen, kursieren hin und wieder einige Gerüchte und Anekdoten über ein zufälliges Treffen mit einem Adepten.
Diese Gerüchte haben meistens einen erstaunlich ähnlichen Anfang: Es taucht eine weißhaarige Adeptin aus dem Nichts auf.
Sie eilt zu dem Pilger, der in Gefahr geraten ist, und bringt ihn in Sicherheit ...
Und was danach kommt, kennt jeder in- und auswendig, denn es ist so kitschig und eintönig, wie viele andere Romanzen, die die Schundliteratur am liebsten erzählt: Der Pilger ist bis über beide Ohren in die wunderschöne Adeptin verknallt, seine Liebe hat zahlreiche Hindernisse überwunden, schließlich die atemberaubende Schönheit berührt und so weiter und sofort.
Aber wenn man die Version der weißhaarigen Adeptin anhört, merkt man sofort die Absurdität dieser Gerüchte:
„In den Bergen tauchen manchmal einige nervige Schurken auf, die mir ziemlich verdächtig vorkommen. Deshalb habe ich sie einfach mit Zauberkünsten vertrieben, damit sie die Ruhe meiner Meisterin nicht stören können.
Aber klar, ich kann die Stärke meiner Künste nicht immer gut kontrollieren. Falls sie unglücklicherweise meinetwegen verletzt wurden, haben sie das auch verdient. Und ehrlich gesagt, lieber arm dran als Arm ab ...“
Figurenhintergrund 2
Unter allen Menschen, die Adepten nahestehen, ist Shenhe diejenige, die die menschliche Gesellschaft am wenigsten kennt.
Sie ist noch blutjung. Und wegen des langjährigen Lebens in Bergen hat sie kaum die Chance, andere lebendige Menschen kennenzulernen. Deshalb verfügt sie nur über sehr begrenzte gesellschaftliche Erfahrungen.
Für normale Menschen gibt es meist verschiedene Lösungen zu einem Problem, während Shenhe in der Regel nur die einfachste und direkteste sieht. In ihrem Wörterbuch steht wohl nicht einmal das Wort „Kompromiss“. Die Lösung, die sie für die effizienteste aller Lösungen hält und folglich auch am liebsten aufgreift, heißt „Drohung“.
Sie hatte einmal viel Zeit mit dem Grübeln über einige unkonventionelle Fragen verbracht.
Dazu gehört beispielsweise, warum man überhaupt die Zeche bezahlen muss,
oder wo der Unterschied zwischen Drohung gegen normale Leute und Drohung gegen Banditen ist.
Sie glaubt sogar felsenfest, dass ihre Meisterin, die Fürstin der stehenden Wolken und des stillen Windes, eine wortgewandte Adeptin sei, die in der Redekunst unglaublich bewandert sei.
Aus dieser Perspektive gesehen ist Shenhe so rein und pur wie ein unbeschriebenes Blatt.
Wie ein Kind nimmt sie die Welt mit chaotischer, aber einfacher Logik wahr und reagiert ebenso darauf.
Der Fürst der fließenden Wasser und aufgetürmten Berge hat einmal eine sehr zutreffende Anmerkung über Shenhe gemacht:
„Shenhe ist ein Mädchen mit unübertrefflichen Talenten und einzigartigen charakteristischen Zügen.“
„Sie weiß nichts über die irdische Welt, geschweige denn die Menschen darin. Was selbstverständlich für einen Sterblichen ist, ist für sie so fremd wie von einem anderen Stern.“
„Das hat sie großenteils wohl ihrer Meisterin, der Fürstin der stehenden Wolken und des stillen Windes, zu verdanken.“
Figurenhintergrund 3
Das Volk von Liyue liebt die Geschichten über Adepten sehr. In meisten davon geht es um einen Sterblichen, der ursprünglich ein Niemand ist, eines Tages aber die Aufmerksamkeit der Adepten auf sich zieht, deren Schüler wird und zum Schluss nie endenden Ruhm erntet.
Aber bei Shenhe sieht die Geschichte ganz anders aus. Im Gegensatz zu der banalen Vorstellung in den Volkslegenden ist der Anfang ihres Schicksals mit Adepten äußerst bitter.
Als Shenhe fünf Jahre alt war, war ihre Mutter an Krankheiten gestorben. Ihr Vater hatte seine Frau so sehr geliebt, dass er den Schmerz des ewigen Abschieds nicht ertragen konnte.
Und aus dem unendlichen Leid und Elend war mit der Zeit langsam der verbissene Groll erwachsen, mit dem der Wahnsinn einherging. Er reiste sodann wie ein lebender Toter herum.
Hass und Schmerzen nagten an seinem Herzen, deshalb konnte er nicht einmal schlafen. ein ganzes Jahr lang hatte er verrückt nach Methoden gesucht, die seine verstorbene Frau zum Leben wiedererwecken könnten.
Als die Zeit unbemerkt verrann und Shenhe das Alter von sechs erreichte, war ihr Vater zurück nach Hause gekommen, in sichtlich gefährlicher und wilder Ekstase.
Denn er hatte es endlich gefunden, die verbotene esoterische Zauberkunst, „Leben gegen Leben“:
Damit kann man eine „Seelie“ beschwören und ihr Opfergaben darbringen, um das Leben des Lebenden gegen das eines Toten einzutauschen.
Die kleine Shenhe ahnte die Gefahr, die ihr Schritt für Schritt näherrückte, gar nicht, weil sie nur ein Kind war, das sich auf die Wiederkehr seines Vaters unheimlich freute.
Ihr Vater sagte zu ihr, dass er eine große Überraschung für sie in der Berghöhle vorbereitet hätte, und er sie sofort dorthin bringen würde. Shenhe war überglücklich, als sie das Wort Überraschung hörte.
Aber als sie in der Höhle eintraf, sah sie etwas, was bis jetzt immer noch durch zahllose ihrer Träume spukt:
Die „Überraschung“ entpuppte sich als eine „Seelie“, ein schwarzes, schreckliches Ungeheuer, in dessen grauenhaften blutroten Augen nur der Hunger nach dem Fleisch und der Seele von Shenhe zu sehen war.
Shenhe stand wie gelähmt da. Sie hatte nicht die entfernteste Ahnung, wo dieses Monster herkam oder was es ihr und ihrer Familie entreißen will.
Vor der größten Gefahr waren alle Gedanken in Shenhes Kopf abgestumpft und verblasst, außer eines einzigen: Das Monster wollte sie fressen und sie wollte nicht von dem Monster gefressen werden. Sie wollte leben.
Sie folgte einfach ihrem Instinkt, hielt das Erbstück von ihrer Mutter fest in der Hand, einen Dolch der Mystiker und schritt, mit zitternder Entschlossenheit, auf die schwarze „Seelie“ zu ...
Nach einigen Tagen, als eine Adeptin den Spuren eines Dämons bis zu der Höhle folgte, sah sie ein kleines Mädchen, das erschöpft auf dem Boden lag. Sie schien eine lange Zeit um ihr Leben gekämpft zu haben und dem Tod schon sehr nah zu stehen.
Aus Mitleid mit dem tragischen Leben des Mädchens und auch Bewunderung ihres Muts und ihrer Talente, mit denen sie anscheinend einen sehr starken Gegner zurückgedrängt hatte, brachte die Adeptin das kleine Mädchen zurück zur ihrer Behausung, ließ sie bei sich ausruhen und brachte ihr die adeptischen Künste bei.
Die Jahren galoppierten nach dem albtraumhaften Ereignis dahin und aus dem damaligen Mädchen ist die heutige Shenhe geworden.
Figurenhintergrund 4
Nach einem Dutzend Jahren des harten Lernens und Trainings in den Bergen keimte im Herzen von Shenhe, egal wie gleichmütig sie war, der kleine Trieb nach der menschlichen Nähe und Wärme auf.
Als die verschwommenen aber glücklichen Erinnerungen der entfernten Vergangenheit wieder einmal ihr Inneres überschwemmten, brach sie in der Mitternacht auf und kehrte nach ihrer Heimat zurück.
Ihr war es eigentlich nicht klar, ob sie ihre Eltern wirklich vermisste. Sie folgte bloß der vagen Neugier.
Sie mochte das Haus nochmals sehen, in dem sie einst gelebt hatte. Sie wollte wissen, wie es ihrem verrückten Vater ging.
Jedoch, als sie endlich wieder da war, sah sie nichts, was sie erwartet hatte. Die Nachbarn erzählten ihr, dass ihr Vater vor einigen Jahren schon gestorben war.
Das Haus, in dem die kleine Shenhe die leckeren Speisen von der Mutter genossen und Verstecken mit ihrem Vater gespielt hatte, war schon verkauft und niedergerissen. Alle Spuren der Vergangenheit waren im stummen Sturm der Zeit verwischt und fort.
Shenhe schenkte den neugierigen Blicken der anderen keine Aufmerksamkeit und antwortete auf die Fragen der Dorfleute nur mit Schweigen.
Sie stand einfach da, ohne ein einziges Wort zu sagen, und hörte im tiefsten Herzen flüchtiges Gesause.
Was war denn das? War es das Geheule des Hasses? Ein Jammer des Wahns? Oder ein Seufzer der Erlösung?
Tief in ihrem Inneren schien alles in jenem Augenblick plötzlich aus dem Boden zu schießen, und dann wieder in sich zusammenzufallen. Was übrigblieb, war bloß ein Brunnen, in dem kein Rauschen der Wellen zu vernehmen war.
Denn auch der letzte Wassertropfen im Brunnen war schon versiegt.
Als Shenhe wieder zu sich kam, hatte sie schon stundenlang unberührt dagestanden. Während all die anderen Leute ihr erstaunt zuschauten, beschloss sie, wieder in die Berge zurückzukehren.
Sie machte sich auf den Weg zurück, mit sehr langsamen aber entschlossenen Schritten, ohne einmal zurückzuschauen.
Figurenhintergrund 5
Ähnlich wie Astrologie gibt es in Liyue auch Wahrsagekünste.
Man kann dadurch den gründlichen Verlauf des Schicksals voraussagen. Es gibt nach den Theorien zwei Arten von Schicksalsverlauf, die so unheilvoll sind, dass sie sogar dem Schicksal von anderen schaden könnten.
Eins davon ist das Schicksal der Einsamkeit. Derjenige, der mit diesem Schicksal geboren ist, ist dazu verdammt, alle, die er liebt, zu verlieren, und einsam und allein dem Ende seines Lebens gegenüberzustehen.
Das andere heißt das Schicksal des Verhängnisses, das einem endlose Katastrophen und Unglück bringen würde.
Als die Adepten Shenhe aufnahmen, hatte der Fürst des untergehenden Mondes und der aufgehenden Sonne Shenhes Schicksalsverlauf gelesen.
Das Orakel weissagte, dass Shenhe die beiden schlimmsten Schicksalsverläufe hätte. Sie würde einsam und traurig ihr Leben bis zum Ende führen. Und gleichzeitig würde sich allmählich sehr starke Mordgier in ihrem Herzen entwickeln, die sie kaum unterdrücken könnte. Ein solcher Fall ist ausgesprochen selten und kommt nur einmal in tausend Jahren vor.
Um zu gewährleisten, dass Shenhe in aller Sicherheit aufwachsen und zugleich den anderen nichts Böses antun könnte, hatten die Adepten sie mit roten Seilen umwickelt, die ihre Seele binden können.
Somit werden jedoch nicht nur ihre Mordlust gezügelt, sondern viele andere menschliche Emotionen auch gedrosselt.
Seitdem gab es immer weniger Angelegenheiten, die sie noch ein klein bisschen aufregen konnten. Sachen wie Leben oder Tod, Liebe oder Hass, die den normalen Sterblichen viel am Herzen liegen, sind für Shenhe nichts mehr als winzigster Staub, die leichthin weggefegt werden kann.
Alle Schimmer der Menschlichkeit in Shenhe schienen langsam zu erlöschen. Shenhe wurde immer schöner, jedoch ihr Blick wurde immer kälter.
Doch als sie auf dich traf, die Reisende einer fremden Welt/den Reisenden einer fremden Welt, spürte sie, zu ihrer Überraschung, obwohl nur vage:
Wie das Licht der Hoffnung durch die langsam aufklaffenden Risse der dicken Kruste, die sich seit dem tragischen Unfall auf ihrem Herzen bildete, hineindrang. Ihr Schicksal schien anzufangen, langsam aber sicher, einen anderen Weg einzuschlagen ...
Vielleicht hat der Fürst des untergehenden Mondes und der aufgehenden Sonne recht: Alles sei vom Schicksal vorherbestimmt, das wiederum in unserer eigenen Hand liege. Die Geschichte von Shenhe scheint gerade erst zu beginnen ...
Weißer Jadekamm
Es gab eine Zeit, da hatte Shenhe volles schwarzes Haar.
Als sie zum ersten Mal zum Hulao-Berg gebracht wurde, sagte sie kein einziges Wort. Das Einzige, was sie zu tun bereit war, war, auf den Berg zu klettern und das Wolkenmeer zu beobachten.
Es war gut, dass sie schlief, wenn sie müde war, den Tau der Berge trank, wenn sie durstig war, und auf ein paar Qingxin-Stängeln kaute, wenn sie hungrig war.
Die Fürstin der stehenden Wolken und des stillen Windes nahm das alles zur Kenntnis, störte das Mädchen aber nicht, sondern machte diesen Kamm aus weißer Jade aus einem heiligen Stein und gab ihn ihr.
Die Fürstin der stehenden Wolken und des stillen Windes sagte ihr, dass sie ihr Haar dreimal mit diesem Kamm bürsten sollte, wenn sie sich jemals von der Welt der Sterblichen lösen und in die Obhut eines Adepten treten wollte, und dass dies als Lehrlingsritus gelten würde.
Shenhe tat ohne zu zögern genau das, was die Adeptin sagte. Und dann geschah etwas Seltsames. Denn als der Jadekamm einmal durch Shenhes Haar strich, färbte sich eine Schicht ihrer schwarzen Locken von der Wurzel bis zur Spitze in ein frostiges Silber.
Nach dem zweiten Bürsten blieb nur noch die Hälfte ihres Haares dunkel.
Als der Vorgang abgeschlossen war, blieb nur noch ein fließender Vorhang aus Schnee übrig.
...
Heute trägt Shenhe diesen Kamm immer noch bei sich, als Symbol für ihre Verbindung zu der Adeptin.
In den Jahren ihrer Ausbildung hat sie längst die Bedeutung hinter den drei Bürstenstrichen verstanden:
Der erste, um nutzlose Ängste zu entwurzeln, der zweite, um Freude und Kummer aufzugeben, und der dritte, um diesen Weg bis ins hohe Alter ohne Bedauern zu gehen.
Göttliches Auge
Nur wenige Menschen wissen, wie das junge Mädchen in der Höhle, das von ihrem eigenen Vater als Opfer vorgesehen war, tagelang und nächtelang allein gegen das Monster bestehen konnte.
Obwohl Shenhe in eine Mystikerfamilie hineingeboren wurde, hatte ihr verrückter Vater ihr nichts über den Exorzismus beigebracht.
Und wie viele andere in diesem unschuldigen Alter war sie es auch nicht gewohnt, sich den Gefahren des Lebens allein zu stellen.
Aber in dieser lichtlosen Höhle, ohne elterlichen Schutz – ja, sogar von ihren Verwandten verraten – durchlief Shenhe eine Metamorphose.
Genau wie der Fürst des untergehenden Mondes und der aufgehenden Sonne es prognostiziert hatte, sprengten die schlafenden Schicksale, die gewalttätigen Triebe und der unnachgiebige Geist in ihr auf einmal ihre Fesseln.
Diese Dinge dienten als unsichtbarer Schild und unsichtbare Klinge, die die schwache Gestalt des Mädchens wappneten.
Sie gaben ihr Kraft, Krallen und Reißzähne und erlaubten ihr, die elende Kreatur vor ihr anzugreifen und zu schwören, sie in Stücke zu reißen ... um zu beweisen, dass sie und nicht die Kreatur die wahre Gewalt war, die die Dunkelheit verfolgte.
Ihr Kampf auf Leben und Tod war in den nächsten Tagen ein Kampf ohne Ende. Jäger und Gejagte tauschten oft die Rollen, der Konflikt war festgefahren ...
Als der Schatten des Todes groß wurde, schauten die Götter mit Wohlwollen auf das außergewöhnliche Mädchen.
Mit dem hellen, kristallinen Gegenstand, der Shenhe in die Hände fiel, kippte das Gleichgewicht unwiderruflich zu ihren Gunsten und der Sieger stand fest.
Das lebendige, eisige Licht durchdrang die Dunkelheit wie Himmelslicht und zeigte den Weg in die Zukunft.
In der Vergangenheit hatte es Shenhe vor ihrem elenden Schicksal bewahrt. In der Zukunft würde es auch sie zurück in das Reich der Sterblichen führen.