Figurendetails
Für das gemeine Volk in Liyue sind die Angelegenheiten, die auf der Yujing-Terrasse vor sich gehen, ein Mysterium. Sie wissen kaum etwas davon, mit welchen Regeln sich die Zahnräder des Systems bewegen.
Was die Leute ganz sicher wissen, ist, dass die Qixing von Liyue den Fortgang der Stadt sichern. Geht es darum, welche Daten dabei eine Rolle spielen und wie dieses Regelwerk aufrechterhalten wird, sieht das allerdings ganz anders aus.
Die Menschen wissen, dass die jedes Jahr veranstalteten Riten einen Einfluss auf die Situation des Marktes haben, aber nicht, wie die komplizierten Rechnungen vonstattengehen, deren Ergebnisse bis ins kleinste Detail überprüft werden müssen, damit am Ende Aussagen formuliert werden können, an sie sich das Volk halten kann.
Ganyu als Sekretärin des Yuehai-Pavillons ist für viele Arbeiten zuständig, von denen das gemeine Volk nicht einmal eine Ahnung hat.
Die meisten kennen zwar Ganyus Posten, können das Mädchen, das da in aller Gelassenheit am Hafen steht und sein Frühstück verputzt, kaum damit in Verbindung bringen.
Noch bevor die Sonne aufgegangen ist, wird sie sich zurück zum Yuehai-Pavillon hoch oben auf der Yujing-Terrasse begeben, um ihren Vertrag zu erfüllen.
Das ist der Vertrag, den sie vor über dreitausend Jahren mit Rex Lapis geschlossen hatte.
Figurenhintergrund 1
Ganyu ist nicht einfach die Sekretärin eines der Qixing, sondern tatsächlich die Generalsekretärin der Qixing an sich.
Hinter dem zarten und feinfühligen Äußeren ist Ganyu so beharrlich wie ein Stein.
Doch das war Rex Lapis schon längst klar.
Als die Qixing vor Jahrtausenden das erste Mal in Liyue auftauchten, fungierte Ganyu bereits als die Sekretärin der ersten Generation der Qixing.
Die Qixing wechselten sich seither ab, während Ganyu als einziger beständiger Faktor blieb.
Das bedeutet allerdings auch, dass all die Schreibarbeit, all die Formalitäten und all die Verpflichtungen der verschiedenen Abteilungen sämtlich und von Anfang an auf Ganyus Schultern lasteten.
Ganyus Pflichtbewusstsein kennt aber trotz siebenfacher, hundertfacher, ja sogar tausendfacher Menge an Arbeit keine Grenzen.
Jemand hat Ganyu mal nach ihrer Motivation gefragt. Die Antwort darauf ging aber in eine gänzlich unerwartete Richtung.
„Was ich bisher vollbracht habe, reicht längst nicht an das heran, was Rex Lapis geleistet hat.“
Figurenhintergrund 2
„Ich arbeite für das Wohl aller Lebewesen und Bewohner in Liyue.“
Unter fast allen Umständen ist Ganyu eine sehr vertrauenswürdige Sekretärin.
Es ist kaum vorstellbar, dass jemand sie angesichts einer so enormen Arbeitsbelastung übertreffen könnte, vor allem wegen ihrer einzigartigen und durchdringenden Einsichten in alle Angelegenheiten Liyues.
Dennoch kann ihre Zuverlässigkeit nur unter „fast allen Umständen“ garantiert werden.
Je wichtiger die Angelegenheit ist, desto mehr strebt Ganyu nach Perfektion und desto nervöser wird sie. Unter Druck führt ihre Nervosität gelegentlich zu Patzern.
Ein solcher Vorfall ereignete sich während einer Adeptenzeremonie der Qixing, zweifellos das wichtigste jährliche Ereignis in Liyue.
Ganyu kam drei Minuten zu spät zur Zeremonie und musste sich vor allen Zuschauern durch die Menge quetschen.
Später stammelte sie sich mit hochrotem Gesicht durch eine nicht überzeugende Erklärung, während sie sich in ihrem Herzen ausgiebig bei Rex Lapis entschuldigte.
Diejenigen, die sie nicht gut kannten, sahen, dass es Rex Lapis nichts ausmachte und schenkten dem Vorfall daher keine Beachtung.
Diejenigen jedoch, die ihr näherstanden, machten sich insgeheim schon Sorgen und fragten, ob sie eine Anpassung ihres Arbeitspensums oder einen Kurzurlaub bräuchte, aber Ganyu lehnte ab.
„Ich habe zwei Stunden damit verbracht, mich zu vergewissern, dass ich nichts trage, das dem, was ich im letzten Jahr bei der Zeremonie getragen habe, zu ähnlich ist ...“
Unnötig zu sagen, dass Ganyu nicht zugeben wollte, dass dies der wahre Grund für ihre Verspätung war.
Figurenhintergrund 3
Wie lang sind tausend Jahre?
So lang, dass die Glaslilien, die einst das gesamte Dihua-Moor durchzogen, von den Fluten weggewaschen wurden, so lang, dass von der damals allseits bekannten Siedlung auf der Guili-Ebene nach dem Krieg nur noch Ruinen verblieben.
Wie kurz sind tausend Jahre?
So kurz, dass sie für Ganyu im Handumdrehen vergehen.
In der ganzen Zeit, die für Sterbliche gar nicht zu begreifen ist, saß Ganyu auf der Yujing-Terrasse und erledigte ihre Arbeiten bei der Verwaltung.
Eigenhändig schrieb sie nieder, wann jedes einzelne Gebäude errichtet wurde, und mit eigenen Augen sah sie, wie jede Branche begann zu florieren.
Ganyu hat eine sehr objektive Einstellung gegenüber dem Vergehen der Zeit. Das kommt von ihrem Umgang mit all den enormen Zahlen und Statistiken und Tabellen voller Farben und Markierungen, die immer mehr Inhalte in Kategorien und Unterkategorien einteilen sollen.
Ganyus innerste Einstellung konnte selbst die Zeit nicht ändern, wie auch ihr Hadern zwischen ihrer menschlichen und ihrer adeptischen Seite.
Einerseits versteht sie als Qilin die vielen Gründe für Streitigkeiten unter den Menschen kaum.
Andererseits hegt sie als Mensch weiterhin die Hoffnung, sich irgendwann in die Gesellschaft eingliedern zu können.
Figurenhintergrund 4
Sobald sie sich außerhalb der strengen Grenzen ihrer Arbeit befindet, zeigt Ganyu sehr schnell, wie sehr sie sich von den meisten anderen Menschen unterscheidet.
Sie hat die Angewohnheit, Mittagsschläfchen zu halten, und hat dabei eine schockierend genaue interne Uhr. Sobald es Zeit für die Mittagspause ist, wird sie sich, egal wo sie sich befindet, einfach zu einer Kugel zusammenrollen und auf der Stelle einschlafen. Selbst das lautstarke Tanzen von wilden Hilichurlen könnte sie dann nicht aufwecken.
Diese Gewohnheit war zunächst nur ein Witz innerhalb der Qixing von Liyue.
Einmal jedoch, nachdem sie den damaligen Tianxuan zum Mittagessen außerhalb der Stadt begleitet hatte, kroch eine wohlgenährte Ganyu einfach in den nächstgelegenen Heuhaufen am Straßenrand. Sie wurde schließlich den ganzen Weg bis zum Dihua-Moor transportiert und erwachte erst, als sie sich beim Entladen den Kopf stieß.
Da Ganyu in den folgenden drei Stunden nirgendwo gefunden werden konnte und der Tianxuan wusste, dass sie nicht einfach so unangekündigt abreisen würde, hätte der Tianxuan beinahe eine Vermisstenanzeige aufgegeben.
Nachdem sie eine strenge Ermahnung erhalten hatte, „nur dort ein Nickerchen zu machen, wo es sicher ist“, erwiderte Ganyu:
„Nun ... ist es nicht überall in Liyue sicher?“
Möglicherweise ist Ganyu mit ihrer Mischung aus menschlichem Blut und dem einer göttlichen Bestie, welches durch ihre Adern fließt, in ihrem Verständnis der Weltgeschehnisse ein wenig anders eingestellt, als die meisten Menschen.
Figurenhintergrund 5
Ganyus Qilin-Erbe ist in Liyue wenig bekannt.
Wann immer sie von einem Passanten, der am Feiyun-Hang entlang läuft, nach den doch sehr offensichtlichen Vorsprüngen, die durch ihr Haar dringen, gefragt wird, antwortet sie, es handele sich um ein dekoratives Erbstück:
„Wenn ich den Leuten die Wahrheit sagen würde, würden sie sich von mir distanzieren ...“
Obwohl Ganyu den Bürgern von Liyue nie besonders nahegestanden hat, würde sie eine Distanzierung immer noch nicht für eine gute Sache halten.
Der wichtigere Grund, die Wahrheit zu verbergen, ist, neugierige Schaulustige davon abzuhalten, ihre Qilin-Hörner zu berühren.
Schließlich sind die Hörner eines Qilin ein empfindlicher Teil ihres Körpers, sowohl physisch als auch spirituell.
Ein weiteres Geheimnis, das Ganyu unbedingt verbergen möchte, ist die Tatsache, dass sie auf ihre Figur achtet.
Die Qilin sind strikte Vegetarier, aber Liyue ist ein Schmelztopf gastronomischer Genüsse, in dem selbst Vegetarier ihren Appetit nur schwer unter Kontrolle halten können.
Ganyu, die sich an das Stadtleben gewöhnt hat, ist daher sehr aufmerksam, wenn es um ihr Gewicht und ihren Körperbau geht.
Wann immer sie sich zu einem köstlichen Gericht hingezogen fühlt, versucht sie ihre Selbstbeherrschung wiederzuerlangen. Für Ganyu ist eine solche Herausforderung noch schwieriger, als eine Flammenblume auf dem Drachengrat zu finden.
Sie ist aber niemand, der auf halber Strecke des Aufstiegs aufgibt.
Während des Archontenkriegs würgte sie einst ein riesiges Monster mit Leichtigkeit zu Tode, nachdem sie in seinem Rachen steckengeblieben war, als es versuchte, sie zu fressen, wobei das Monster fatalerweise die Breite ihrer Taille unterschätzt hatte.
Für Ganyu steht an oberster Stelle, in Zukunft solche peinlichen Episoden zu vermeiden.
Die Blumen der Yujing-Terrasse
Ein Buch voller handschriftlicher Notizen, welches die morphologischen Merkmale und das Verhalten der Pflanzen in der Yujing-Terrasse beschreibt, wobei jedes schöne Wort aus Ganyus eigener Feder stammt.
Die Notizen sind prägnant, umfassend und gut kategorisiert und bieten sogar einige Einblicke, die man anderswo auf dem Markt schwerlich finden würde.
Dazu gehören Hinweise zur Pflege von Glaslilien und Methoden zur Veredelung von Seidenblumen.
In Lesbarkeit und wissenschaftlicher Zugänglichkeit kommen sie dem Standard der offiziellen Publikationen sehr nahe.
Oder besser gesagt, dies ist die Erfahrung, die man macht, wenn man von vorn anfängt zu lesen.
Wenn man nämlich ans Ende springt, kann es gut sein, dass man nichts mehr versteht.
Die letzten Seiten sind ein schockierender Ausschlag aus schwarzer Tinte und hektisch gekritzeltem Text.
Wenn man geduldig und sorgfältig zwischen den Zeilen liest, stellt man vielleicht fest, dass es sich bei diesen Notizen ursprünglich um verschiedene Methoden des Gemüseanbaus handelte.
„Wenn ich aber lerne, Gemüse anzubauen, werde ich meinen Appetit noch weniger kontrollieren können.“ Mit ihren zu Fäusten geballten Händen löschte Ganyu mit viel Mühe die Ergebnisse ihrer Forschungen aus.
Später, während sie die Pflanzen goss, fand sich Ganyu dabei wieder, wie sie ihren Kopf in ein Dickicht aus Seidenblumen tauchte und dabei fantasierte, es seien süße Zuckerblumen, um sich zu trösten.
Viele weitere Fantasien folgten kurz darauf während ihres Mittagsschlafs ...
Göttliches Auge
Qilin sind Vorbilder des Wohlwollens unter den Adepten, die nur Quellwasser trinken und nur Pflanzen essen.
Sie tun keiner Fliege was zu Leide, zertreten kein Gras, sie reisen nicht in Gruppen und keine Falle kann sie halten. Sie sind gemächlich und gelassen, aktiv, aber zurückhaltend, Qilin sind eine sehr sanfte und elegante Art.
Als sich jedoch eines Tages eine böse Bestie aus dem Meer erhob und das Land unter ihren Füßen bedrohte, blieben sie nicht untätig, denn Verhandeln war keine Option mehr.
Vor dreitausend Jahren folgte Ganyu dem Ruf von Morax, dem Geo-Archon und stand ihm in den Archontenkriegen zur Seite.
Als der Krieg vorbei war, entschied sie sich, in Liyue zu bleiben und den Menschen dort beim Aufbau einer neuen Heimat zu helfen.
Die ersten Qixing von Liyue würden Unterstützung brauchen und Ganyu nahm diese Aufgabe ganz selbstverständlich an und wurde ihre Sekretärin.
In dem Moment, in dem sie diese Entscheidung traf, erschien ein Göttliches Auge an ihrer Hüfte, welches ihr die Kraft verlieh, mit der Welt in einem Maße in Resonanz zu treten, das ihre natürlichen Fähigkeiten noch überstieg.
Ob sie nun stark genug werden würde, um es eines Tages nicht länger zu brauchen, oder ob sie es als letztes Mittel zu Liyues Verteidigung einsetzen würde, so entschied sie sich dafür, als verbindende Brücke zwischen Adepten und Menschen zu dienen.
Ihr Göttliches Auge war also der Beweis und Zeuge ihrer neuen Pflicht.