Bekannt als Stadt der Balladen und des guten Weins ist Mondstadt mit seiner Getränkewirtschaft berühmt in ganz Teyvat.
Diluc, der Besitzer des Weinguts Morgenröte, ist somit für fast die Hälfte der Branche verantwortlich. Das bedeutet auch, dass er ein bedeutendes Einkommen hat und ein nicht unbedeutendes Netz an Kontakten, bedingt durch Tratsch aus der Taverne, in der er meistens arbeitet.
Man könnte fast sagen, er sei der ungekrönte Herrscher Mondstadts.

Der Duft von Wein ist ein permanenter Gast in Mondstadt.
Wenn man dem Duft bis zu seiner Quelle folgen würde, würde man immer zu Dilucs Weingut Morgenröte gelangen.
Eine Holztafel verkündet stolz den Namen des Weinguts und darunter steht das Motto des Weinguts:
„Ein guter Start für ein gutes Ergebnis“.
Die meisten interpretieren das Motto so, dass die Weine mit altbewährten Techniken und der gleichen gesunden Dosis sonnigen Optimismus gebraut werden, die jede Morgenröte mit sich bringt.
Gleichzeitig werden die pragmatischeren Ritter des Ordo Favonius an die lange Geschichte der gegenseitigen Unterstützung zwischen dem Weingut und der Stadt erinnert.
Das Weingut veranstaltet auch von Zeit zu Zeit rauschende Feste. Diese Feste werden regelmäßig von begeisterten Vätern besucht, die bestrebt sind, ihre lieblichen Töchter dem jungen und alleinstehenden Besitzer des Weinguts vorzustellen.
Das ist meistens sehr unterhaltsam für die anderen Gäste, die spöttisch zuschauen und kommentieren:
„Uns wäre es viel lieber, Diluc bliebe mit dem Weingut verheiratet, wenn man bedenkt, wie gut dieser Wein ist!“
Diluc geht jedoch tadellos mit allen Situationen um, egal wer oder was auf ihn zukommt.
Diluc ist in jeder erdenklichen Hinsicht ein Gentleman.

Diluc vermeidet es meistens, über die Vergangenheit zu sprechen.
„Wenn Diluc doch noch ein Mitglied des Ritterordens wäre ...“
Nach ein paar Gläsern hört man hochrangige Ritter seufzend diese Worte sagen.
Sie beziehen sich auf Ereignisse aus einer Zeit, in der Dilucs Vater, Crepus, noch der Besitzer des Weinguts war. Crepus’ Wunsch war es, dass sein Sohn der angesehenste Ritter von allen wird und Mondstadt, die Stadt der Freiheit, mit seinem Leben beschützt.
Nach den Wünschen seines Vaters trainierte Diluc rigoros, um sich des Namens Ragnvindr würdig zu machen. Ohne Probleme bestand er die Prüfungen des Ritterordens, legte den Schwur ab, Mondstadt zu beschützen, und trat dem Orden bei. Es dauerte nicht lange, bis er eine frühzeitige Beförderung erhielt, die ihn zum jüngsten Rittmeister aller Zeiten machte. Während seiner Missionen und Patrouillen lernten die Bewohner von Mondstadt diesen jungen und leidenschaftlichen Rittmeister nach und nach kennen und egal, was von ihm gefordert wurde, er behielt immer seine Gelassenheit und seine Leidenschaft bei. Egal wie groß die Herausforderung vor ihm war, sein grenzenloser Mut führte ihn immer direkt an die Front. Das Lob, das er von seinen Kameraden und den Bürgern erhielt, spornte ihn nur noch mehr an.
Aber die Worte des Lobes, die er am meisten schätzte, waren folgende:
„Gute Arbeit, mein Sohn.“
Die Worte seines Vaters heizten das Feuer in seinem Herzen weiter an und dienten als seine größte Motivation.
Sein Glaube war ein unauslöschliches Feuer, das stark und hell in ihm brannte.
Ja, so war Diluc damals.

„Manchmal kann sich das Leben schlagartig ändern.“
Der Tag, an dem Crepus diese Worte zu Diluc sprach, sollte für diesen der letzte als Ritter des Ordo Favonius sein.
Denn an jenem Tag griff ein schreckliches Monster die Transportflotte an, mit der er und sein Vater auf Reisen waren.
Diluc blieb keine Zeit, um Hilfe anzufordern. Das Monster war stärker als alle Feinde, die dem heutigen Rittmeister je begegnet waren, und überwältigte ihn.
Diluc hätte das Ende dieses Kampfes nie vorhersagen können. Sein Vater Crepus, dem der Zugang zu den Rittern immer verweigert worden war und den die Götter verlassen hatten, besiegte das Monster mithilfe einer unbekannten, bösen Macht, bevor genau diese Macht sich gegen ihn wandte und ihn tödlich verwundete. Crepus starb kurze Zeit später in den Armen seines Sohns.
Schweren Herzens kehrte Diluc zum Hauptquartier der Ritter zurück, nur um von Aufseher Eroch einen unfassbaren Befehl zu erhalten: „Vertusche die Wahrheit.“
Eroch bestand darauf, dass der Vorfall als ein unglücklicher Unfall dargestellt werden müsse, um den Ruf des Ordo Favonius in den Augen der Öffentlichkeit zu wahren.
Diese Forderung war so unfassbar unverschämt, dass Diluc es nicht einmal als nötig erachtete, sie zu diskutieren.
Dilucs Vater hatte ihm einst gesagt, dass die Welt Leuten mit festem Glauben nie den Rücken kehren würde.
Aber jetzt trampelten die Ritter des Ordens auf seinem Glauben herum, als wäre er nichts wert. Er konnte nicht anders, als sich zu fragen, „Was dachte mein Vater in seinen letzten Augenblicken über diesen Glauben?“
Diluc verließ noch am gleichen Tag den Ritterorden und ließ alles zurück, einschließlich seines Göttlichen Auges.
Er schwor, den Tod seines Vaters zu rächen und die Quelle der okkulten Macht zu finden, die zu dessen Tod geführt hatte.

Nachdem Diluc zurückgetreten war und sein Göttliches Auge aufgegeben hatte, übergab er die Leitung des Weinguts an sein Oberhausmädchen und verließ Mondstadt.
Er reiste durch die sieben Städte Teyvats auf der Suche nach der Lösung des Rätsels.
Alle Hinweise deuteten auf eine Schattenorganisation hin: Die „Fatui“. Er fand heraus, dass sie heimlich nachgemachte Göttliche Augen herstellten und diese „Teuflische Augen“ nannten. Ein Teuflisches Auge wäre in der Lage, die Macht seines Trägers ins Extreme zu verstärken, birgt aber auch das Risiko eines Rückschlags auf den Träger selbst. Sein eigener Vater war so ums Leben gekommen.
Wäre es vielleicht möglich, dass sein Vater solch einen teuflischen Gegenstand erworben hatte, um in Wahrheit Gutes zu tun?
Diluc wusste, dass er wahrscheinlich nie die ganze Wahrheit erfahren würde, aber das konnte ihn nicht davon abhalten, es weiter zu versuchen. Wie ein hungriger Adler, der die Wildnis nach Beute durchkämmt, machte er sich auf die Suche nach der Wahrheit. Entschlossenheit brannte wie ein loderndes Feuer in seinem Herzen und selbst unlösbare Rätsel und endlose Schlachten konnten ihn nicht von seinem Kurs abbringen. Er kämpfte unerbittlich weiter, verletzt, aber unbeirrt wie ein feuriger Tornado, der sich durch den dichten Nebel der Geheimnisse brannte.
Die Anführer der Fatui, Die Elf, überwachten Dilucs Fortschritt aus den sicheren Schatten. Die Leichtigkeit, mit der er zahlreiche Hochburgen der Fatui in Schutt und Asche legte, erregte ihre Aufmerksamkeit und zwang sie, Maßnahmen zu ergreifen.
Diluc entkam dank eines Beobachters aus dem Norden, der Mitglied eines riesigen Informationsnetzes war, dem Tod durch die Elf nur knapp. Der Beobachter behauptete, Diluc seit einiger Zeit beobachtet zu haben, und mochte, was er von ihm und seinen Machenschaften gesehen hatte.
Nach seiner Begegnung mit dem Tod warf Diluc einen langen Blick auf seine Vergangenheit und die Wut, die so lange in seinem Herzen gewütet hatte. Er sah seine Fehler ein und entschloss sich, dem geheimen Informationsnetz ebenfalls beizutreten. Genau wie bei seinem Beitritt bei den Rittern des Ordo Favonius engagierte sich Diluc voll und ganz für seine Arbeit. Aufgrund seiner Talente und Fähigkeiten stieg er stetig weiter in die oberen Ränge des Netzwerks auf.
Dieses bestand rein aus Freiwilligen und viele seiner Mitglieder hatten bereitwillig ihre früheren Positionen und ihren Ruf aufgegeben, um sich anzuschließen. Einige von ihnen hatten sogar ihre Namen aufgegeben. Könnte die Zusammenarbeit mit diesen neuen Leuten endlich den Glauben in ihm wiederherstellen, an dem er einst so festhielt? Der Glaube, der in den Ereignissen um den Tod seines Vaters so gut wie zerstört worden war?

„Vergiss niemals.“ Der Hintergrund dieses Mottos ist relativ umstritten, aber für Diluc hat es eine einfache und klare Bedeutung: „Das Böse darf nicht ungestraft bleiben. Man darf nie vergessen, dass eines Tages die Morgendämmerung kommen wird.“
Dilucs einsame Reise dauerte drei Jahre. Im vierten Jahr kehrte Diluc nach Mondstadt zurück und übernahm die Leitung des Familienweingutes, jetzt, da er ein junger Mann geworden war.
Innerhalb dieser vier Jahre war Eroch vom Ordo Favonius entlassen worden, nachdem er als Verräter entlarvt wurde, während Großmeister Varka zu einer Expedition aufgebrochen war und Jean die Rolle des amtierenden Großmeisters überließ. Die Rückkehr des Besitzers des Weinguts Morgenröte sollte ein bedeutsames Ereignis für Mondstadt sein, aber seltsamerweise blieb sie völlig unbemerkt. Die Bürger von Mondstadt waren viel zu sehr damit beschäftigt, über den mysteriösen Fall eines unbekannten „Wächters“ von Mondstadt nachzudenken. Alles, was man über den unbekannten Wächter wusste, war, dass der Geruch von Feuer seinen Spuren folgen und ein Blitz roter Flammen seine Silhouette nur für einen Moment in der Dunkelheit der Nacht enthüllen würde, bevor er in einem Augenblick wieder verschwand.
Die Kadaver der Monster, die Mondstadt eine Ewigkeit lang geplagt hatten, lagen nun tot in der umliegenden Wildnis verstreut ... Mondstadts meistgesuchte Diebe tauchten plötzlich bereits gefesselt und geknebelt an ihren Füßen auf dem Platz vor der Statue hängend auf ... Alle Ritter des Ordo Favonius wurden losgeschickt, um den Abgrundmagiern ein für alle Mal den Garaus zu machen, die hinter unzähligen Verbrechen in der Stadt steckten, aber sie kamen zu der Erkenntnis, dass sie schon längst tot waren ...
Von Wein erhitzte Gespräche verbreiteten das Wort des geheimen Unbekannten schnell und schließlich wurde er als der „Held der Nacht“ bekannt. In der Öffentlichkeit schien Diluc diesen Helden zu verachten, sein Gesicht krümmte sich bei jeder Erwähnung des Namens vor Abscheu.
Elzer von der Mondstädter Getränkewirtschaft war einer der wenigen Auserwählten, die Bescheid wussten, und befragte Diluc einmal dazu: War seine Missbilligung des dunklen Helden nur ein Akt, um die Ritter von seiner Spur abzubringen und seine Anonymität zu schützen?
Diluc runzelte dabei die Stirn und antwortete kurz und knapp: „Es ist doch nicht mehr als ein dummer Name.“

Diluc mag zwar die gesamte Getränkewirtschaft in der Gegend dominieren, aber er selbst ist kein Freund des Alkohols.
Auf Dilucs Wunsch hin entwickelte das Weingut Morgenröte auch mehrere alkoholfreie Getränke, eine Entscheidung, die bei denen in Mondstadt, die keinen Alkohol trinken konnten, aber dennoch an der Trinkkultur teilhaben wollten, auf große Zustimmung stieß.
Eines dieser alkoholfreien Getränke ist Mondstadts Apfelschorle, dessen Erfolg, gemessen an den monatlichen Verkaufsmengen, mit dem des Löwenzahnschnapses gleichzusetzen ist.
Einige denken, dass Diluc so hohe Ansprüche an Wein haben muss, dass man ihn nie minderwertige Getränke trinken sieht, die hauptsächlich für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Andere haben die Theorie, dass ihn das Trinken von Wein sicherlich an seinen Vater erinnern muss und er ihn deshalb nicht anrührt.
Auf den Druck hin, seine Trinkgewohnheiten zu ändern, antwortet er nur, dass Alkoholkonsum seine Gedanken vernebeln und seine tägliche Arbeit beeinträchtigen würde. Was die Leute jedoch nicht verstehen, ist: Was für eine tägliche Arbeit verrichtet der Besitzer eines Weinguts eigentlich, wenn er dabei keinen einzigen Tropfen Alkohol anrühren darf?

Crepus hat zwei Dinge in seinem Leben bereut: Zum einen, dass er nie Ritter geworden ist, und zum anderen, dass er nie ein Göttliches Auge bekommen hat.
In dem Moment, in dem Diluc sein Göttliches Auge erhielt, betrachtete er es als Zeichen der Anerkennung der Götter für den gemeinsamen Ehrgeiz von Vater und Sohn. Endlich konnte Diluc seinen Vater stolz machen.
Nur wenige Jahre später jedoch starb sein Vater an einem dunklen und düsteren Tag. Die Hoffnungen und Träume, die in Dilucs Göttlichem Auge hell brannten, wurden in dem sintflutartigen Regen, der in jener Nacht niederging, komplett ausgelöscht.
So aufrichtig und gutherzig ein Mensch auch sein mag, der Tod kommt letztendlich immer noch ohne jegliche Vorwarnung zu einem.
Endet hier die Geschichte der Gerechtigkeit? Es schien ihm, dass sein Göttliches Auge und sein Status als Ritter beide gleichermaßen unwirksam waren, um ihm die Mittel zu geben, die Dinge zu beschützen, die ihm am meisten am Herzen lagen. Als er seine eigene Machtlosigkeit erkannte, wurde sein Göttliches Auge zu einer Last, die ihm nicht mehr diente als ein Wahn.
Leere nichtssagende Titel interessierten ihn nicht mehr. Er suchte nach lodernden Flammen, die heller brennen sollten als alle anderen, und nach einer unerschütterlichen Entschlossenheit. Nur sie kann den Wahrheitssuchenden vorantreiben, nur lodernde Flammen können das Eis bezwingen, das die Hand der Gerechtigkeit gefriert.
An dem Tag, an dem Diluc nach Mondstadt zurückkehrte, nahm er sein Göttliches Auge wieder an sich. Die Ereignisse der Jahre in der Ferne hatten ihn von seiner kindlichen Unreife befreit und ihn zu einem Helden gemacht, der bereit war, den Willen seines Vaters weiterzuführen. Jede Nacht kämpfte er aus den Schatten heraus für Mondstadt, ohne über seine Vergangenheit zu sprechen.
Er leugnete die Vergangenheit aber auch nicht.
Für die Verlorenen ist ein Göttliches Auge vielleicht ein Leuchtfeuer, das ihnen von den Göttern geschenkt wird, um ihnen zu helfen, den Weg nach vorn zu finden.
Für diejenigen jedoch, die bereits von ihrem Weg überzeugt sind, ist ein Göttliches Auge einfach nur eine Erweiterung ihrer Stärke, ein Medium, um ihre Willenskraft zu kanalisieren, ein Tribut an die Erfahrungen, die sie geprägt haben, und ein Zeugnis ihrer bisherigen Lebensgeschichte.